Geschichte

Die Landschaft Grabfeld      
Geschrieben von: Christian Seeber   

Das Grabfeld wird im Jahre 739 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist eine der am frühesten bezeugten fränkischen Landschaften. Seine Bewohner, vom Papst Gregor III. in einem Schreiben im Jahre 739 als “Graffelti” bezeichnet, werden von diesem in einem Atemzug mit Thüringen und Hessen genannt.

Das Grabfeld reichte einst von Fulda im Westen, Schmalkalden im Norden, entlang des Thüringer Waldes über Eisfeld und Coburg bis an den Main bei Schweinfurt und von da bis zur Rhön wieder nach Fulda. In der Gegenwart umfaßt das Grabfeld noch die Landschaft um Bad Königshofen und Mellrichstadt (Bayern), Römhild und die Ortschaften südlich von Meiningen (Thüringen).

 

Durch die Trennung Deutschlands und den Grenzverlauf wurde auch das Grabfeld geteilt. Hierdurch besteht heute noch eine Teilung der Landschaft, die es früher nicht gab. So war zum Beispiel die Stadt Bad Königshofen bis zum Bau der Grenze näher an Römhild gebunden (Handwerk, Handel, Landwirtschaft) als an Schweinfurt, wie das heute der Fall ist. Sicher bildete sich auch in dieser Trennungszeit die Bezeichnung “Thüringer Grabfeld”, die heutzutage auch für die Region der Gemeinde Grabfeld üblich ist.

Das Grabfeld ist ein hügeliges Land, zum Teil unter 300 m gelegen. Die höchsten Erhebungen erreichen seltener die 400 m Linie. Dagegen steigen die Gleichberge bei Römhild 641 und 679 m auf. Meist relativ gute Keuperböden und ein verhältnismäßig mildes Klima geben der Landwirtschaft gute Bedingungen.

Walter Werner, ein Dichter, skizzierte es so: Es wird schon nicht mehr erreicht vom grauen Fels des Thüringer Waldes und auch nicht mehr bedrängt vom Basalt der Rhön.


Der überwiegende Teil der Region gehört zum Flußgebiet der Werra. Die verkehrsgeographische Situation aus historischer Sicht ist dadurch gekennzeichnet, daß zwar einerseits das Gebiet etwa in der Mitte Deutschlands liegt und von daher ein gewisser Durchgangsverkehr zu erwarten war, andererseits Rhön, Thüringer Wald und Schiefergebirge gewaltige Hindernisse darstellten.


Trotz der prinzipiellen Möglichkeit die Gebirge schon im Mittelalter zu überwinden, zog deren Schrankenwirkung einen Großteil des Nord-Süd- als auch des West-Ost-Verkehrs an Fulda, Saale und Main entlang von der Region ab, was für diese doch eine gewisse Abgeschiedenheit brachte. Das war einer der wesentlichen Gründe dafür, daß hier keine städtische Metropole entstehen konnte.


Schließlich ist zu beachten, daß die Region Grenzland zwischen drei Großlandschaften ist, die über viele Jahrhunderte hinweg auch drei politische Kraftfelder waren: Thüringen im Norden und Osten, Hessen im Westen und Franken im Süden.

Mit der Zeit hatte sich die letztere Variante durchgesetzt, und das Grabfeld wurde fränkisch, unter unverkennbarer Dominanz des fränkischen Elementes. So wird das Grabfeld von einigen Forschern auch bezeichnet als Ursprungs- und Kernland des fränkisch-hennebergischen Fachwerkhauses, mit seinen Rahm- und Füllhölzern, den Riegeln, Schwellen und Balkenköpfen. Auch der Dialekt im Grabfeld ist eindeutig dem Unterfränkischen zuzuordnen.

 

 

Woher kommt der Name “Grabfeld”?      
Geschrieben von: Christian Seeber   

Der Landschaftsname “Grabfeld” konnte bis heute nicht überzeugend erklärt werden. Hier nun einige der Erklärungsversuche:


1. P. von Polenz vermutet, daß im Bestimmungswort das althochdeutsche Adjektiv grao steckt, das “grau” bedeutet. Für dieses Benennungsmotiv spricht, daß weite Teile des Grabfeldes Muschelkalk haben. Laut von Polenz entstammen die Landschaftsnamen auf -feld bereits der vorfränkischen Zeit.

2. Eine andere Deutung besagt, daß “Grabfeld” ein sehr alter Name ist, der aus der La-Tene-Zeit (450-15 v. Chr.) oder gar Hallstattzeit (700-450 v. Chr.) von seßhaft gebliebenen Bevölkerungsresten herübergerettet wurde und soviel wie Landschaft mit sumpfigen Gewässern bedeutet.

3. Hiernach soll der Namen von den Gräbern der Gefallenen (Chatten und Hermunduren) stammen, die um das Jahr 58 beim Kampf um die Salzquellen der Saale umgekommen waren. Diese Herleitung scheint aber sehr unwahrscheinlich und ist nie erhärtet worden.

4. Auch die Deutung aus dem Slawischen ist nicht von der Hand zu weisen, da die Zahl der slawischen Siedler im frühen Mittelalter recht hoch gewesen sein dürfte. So ist in alten Schriften oft die Rede von “Grapfeld” und in der urslawischen Sprache bedeutete dieses “grap” Hainbuche. Diese Version wird dadurch gestützt, daß im Grabfeld einst weite Buchenwälder zu finden waren und das nördliche Grabfeld auch als “Buchonia” - Buchenland bezeichnet wurde.

5. Im Jahr 739 nennt Papst Gregor III. in einem Schreiben die Bewohner dieser Gegend die “Graffelti”. Karl der Große schreibt in einigen Urkunden, unter anderen im Jahre 776, “Graffelt”, und auch Ludwig der Fromme bezeichnet 839 die hiesige Gegend als “Graphelt”. Im Althochdeutschen wird das Wort Graf mit gravio, grafio und graphio bezeichnet. Damit erscheint also ziemlich sicher, daß der Gau nach den Gaugrafen benannt wurde, die hier die Nordgrenze von Ostfranken verwalteten; es war das Feld der Grafen oder das Grafenfeld. Diese Deutung ist sowohl sprachlich als auch von der Geschichte her zu akzeptieren.

6. Sogar eine Sage beschäftigt sich mit der Herkunft des Namens Grabfeld: Die Ringleinsage. Nach dieser ritt einst ein fränkisches Herrscherpaar mit seinem Gefolge zur Jagd in die hiesige Gegend. Die Königin hatte dabei das Mißgeschick, ihren Ehering zu verlieren. Ihr gestrenger Gemahl indes glaubte, sie habe sich einem anderern Liebhaber zugewandt und den Ring absichtlich weggeworfen. Er drohte deshalb, sie aus seiner Familie auszustoßen. In ihrer Verzweiflung befahl die Königin ihren Bediensteten, den Ring zu suchen. Diese zogen aus und fanden das Kleinod, nachdem sie das ganze Gebiet Stück für Stück umgegraben hatten.

 

Darüber war die Königin überglücklich und gelobte, an der Stelle, an der der Ring wieder gefungen worden war, das Rathaus einer neuen Stadt erbauen zu lassen. Leider reichten ihre Geldmittel nicht aus und die Verzweiflung trübte ihren Verstand. Das Land heißt in Anlehnung an die Umgrabaktion heute noch Grabfeld, die Stadt hat den Namen Königshofen. Am Erker des Bad Königshöfer Rathauses kann man das fränkische Herrscherpaar heute noch sehen. Die Königin hat jedoch ganz starre Augen, und ihre Hände sind mit einer Kette gefesselt.

 

 

Jüdische Geschichte in Berkach

 

Ein Teil unserer Geschichte wurde von jüdischen Mitbewohnern geprägt. Spuren ihrer Kultur findet man noch heute in Berkach. Wichtige Einrichtungen, die ein jüdisches Gemeindeleben belegen, sind als steinerne Zeugnisse vorhanden, restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich.

Laut Chronik kamen die meisten Juden um 1700 nach Berkach. Die Herren von Stein, die sowohl in Nordheim als auch in Berkach Besitzungen hatten, gewährten ihnen Wohnrecht.


In den 20-er Jahren des 19. Jahrhunderts erwarb die jüdische Gemeinde ein Grundstück für einen eigenen Friedhof. Gemäß jüdischem Brauchtum liegt er außerhalb des Ortes, östlich der alten Behrunger Straße. Zuvor wurden die Verstorbenen auf dem Sammelfriedhof in Kleinbardorf beigesetzt.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Erbes ist das rituelle Tauchbad, die Mikwe, an der heutigen Poststraße. Eigens für die jüdischen Frauen wurde es 1838 von Samuel Isaak errichtet und ist seit der Restauration im Sommer 1991 zu besichtigen.

1852-54 wurden die baufälligen Gebäude am Zehnthof durch den Neubau einer Synagoge und Schule an der Mühlfelder Straße ersetzt. Doch schon 1898 war die Anzahl der Schüler auf 14 geschrumpft, so dass die Schule als solche von der jüdischen Gemeinde aufgegeben wurde. Das Gebäude ging in die Rechtsträgerschaft der politischen Gemeinde über, durfte aber weiterhin von der jüdischen Gemeinde genutzt werden. Seit 1993 befindet es sich in Privatbesitz.

Die Pogromnacht am 09. November 1938 überstanden die jüdischen Stätten in Berkach unbeschadet. Die Synagoge wechselte danach einige Male den Besitzer. Viele Jahre wurde sie von der hier ansässigen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft als Schmiede, Werkstatt und Lagerraum genutzt. 1990/91 wurde das Gebäude von Grund auf restauriert. Die Wiedereinweihung als Synagoge fand am 03. November 1991 in Anwesenheit vieler Ehrengäste aus Politik und verschiedener Glaubensrichtungen statt.

Seit dem 20. September 1942 als die letzten Juden aus Berkach nach Theresienstadt deportiert wurden, gibt es kein jüdisches Leben mehr im Ort. Die Namen dieser Menschen findet man seit 1995 auf einer Holztafel im Vorraum der Synagoge.

Heute dienen die steinernen Zeugen dieser traurig zu Ende gegangenen Geschichte unseres Ortes der Erinnerung. Inzwischen sind unter den Besuchern nicht nur Nachfahren der ehemaligen Mitmenschen sondern auch Reisegruppen, Schüler und andere Interessierte. Bleibt zu hoffen, dass ihr Strom nicht abreist, um diese schreckliche Vergangenheit aufzuarbeiten, aus den Fehlern zu lernen und mit Mut in die Zukunft zu schauen.


weitere Informationen:

www.alemannia-judaica.de/berkach_synagoge.htm

www.alemannia-judaica.de/berkach_friedhof.htm